Datum: 13. September 2024
Alarmzeit: 0:00 Uhr
Dauer: 72 Stunden
Einsatzort: Teesdorf
Mannschaftsstärke: 42
Fahrzeuge: TLF 2000, LF-B, LAST, MTF, HLFA1-W
Weitere Kräfte: FF Blumau, FF Günselsdorf, FF Oberwaltersdorf, FF Schönau an der Triesting, FF Tattendorf, FF Tribuswinkel, Freiwillige Helfer, Gemeinde Teesdorf, Polizeiinspektion Günselsdorf
Einsatzbericht:
Von 13. und 16. September war Teesdorf war die FF Teesdorf in Hochwassereinsatz. Außergewöhnlich war, dass nicht nur von der Triesting, sondern auch von der Piesting aus Überschwemmungsgefahr drohte. Insgesamt waren 42 Mitglieder bei 33 Einsätze & Tätigkeiten 1.399 Stunden (Mitgliederstunden) im Einsatz und rund 6.500 Sandsäcke wurden gemeinsam mit Freiwilligen aus der Bevölkerung gefüllt. Die Aufräumarbeiten dauern auch in den Tagen danach an. Auch andererorts wird im Zuge eines KHD-Einsatzes (Katastrophenhilfsdienst) geholfen.
Freitag bis Sonntag: Hochwassereinsatz Triesting im Ortsgebiet
Montag: Hochwassereinsatz Piesting rund ums Feuerwehrhaus
Folgende Einsätze & Tätigkeiten erledigten die Teesdorfer Feuerwehrleute in diesen Tagen:
- Leere Sandsäcke aus Tulln holen
- Schleusenkontrolle / Servicierung
- 13 Sturmschäden beseitigen
- Aufbau Hochwasserschutz
- Evakuierung von gefährdeten Gebieten (Hauptstraße, Sportplatzgasse, Ritterstraße, Prägartenweg, Ufergasse, Mühlhof, Triestingwohnpark)
- Mehrtägige Auspumparbeiten in der Volksschule aufgrund mehrerer Stromausfälle
- Diverse Erkundungsfahrten
- Pegelstandüberwachung
- Unterstützung der Exekutive bei diversen Sperren (Brücke, Straße)
- Dammüberwachung
- Mehrere Bereitschaftsdienste
- Sandsäcke füllen & verteilen
- Krisenstab & Einsatzleitstelle
- Koordinierung der Mannschaft, Fahrzeuge und freiwilligen Helfer
- Sicherung Feuerwehrhaus sowie Bahnstraße, Hutweidesiedlung, Kirchfeld
Wie ein kameradschaftliches Feierabend-Getränk eine Katastrophe verhindert hat Hochwassereinsatz 2024 – eine wahre Begebenheit aus der Sicht eines Kameraden
In den Tagen um den 15. September 2024 ist Teesdorf mehrere Tage vom Hochwasser bedroht. Eine Situation, die in seltensten Fällen vorkommt (sechs) Hochwasser seit 2000, letztes 2014, aber aufgrund von jahrelanger Erfahrung, gezieltem Monitoring von Prognosen, Wasserständen, hochwassergefährdeten Gebieten u.v.m. und vor allem Teamwork – auch gemeinsam mit der Bevölkerung – routiniert abgearbeitet werden kann. So auch 2024 als für die Triesting Hochwasser prognostiziert wird. Bereits Tage vor dem eigentlichen Ereignis und der Alarmierung sind wir in kleinem Rahmen in Bereitschaft und mit Monitoring und organisatorischen Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Bei Alarmierung in den frühen Morgenstunden des 15. Septembers kann daher rasch gehandelt werden – insbesondere durch die zahlreiche Unterstützung der Bevölkerung beim Sandsäcke füllen, Versorgung der Helfer im Feuerwehrhaus, unserem Stützpunkt und Rückzugsort am anderen Ende der Ortschaft und weit entfernt von der Triesting, sowie an den Einsatzstellen. Die Lage ist fordernd und lange ist nicht klar, ob ein Überlaufen der Triesting zu verhindern ist, aber alle notwendigen Schritte können im Laufe des Sonntags entsprechend ihrer Priorität ohne größere Überraschungen abgearbeitet werden. Gegen Abend entspannt sich die Lage, sodass die HelferInnen und Einsatzkräfte sich nach langer Arbeit in Kälte und Regen vorerst in den verdienten Feierabend begeben können. Nach einem letzten Check der Messwerte und Prognosen sowie einem Lokalaugenschein beschließt einer unserer Kameraden vor der Nachtruhe nach Mitternacht noch die Nachbarfeuerwehr Blumau zu besuchen, die ebenfalls im Hochwasser-Einsatz ist (allerdings im Einzugsgebiet der Piesting), um die auch die Lage im angrenzenden Einsatzgebiet zu erkundschaften. Die Piesting war bereits in Sollenau übergelaufen, hatte laut Auskunft der Kameraden Felder geflutet und breitete sich aus. Mit dieser Information macht sich unser Kamerad zur Sicherheit noch einmal auf den Weg ins eigene Feuerwehrhaus und entdeckte, dass sich die Wassermassen bereits bis dorthin ausgebreitet hatten. Er alarmiert die Kameraden unmittelbar wie üblich mittels stillem Alarm, erweitert aber rasch auf Sirenenalarmierung, da das Wasser schneller steigt, als auf den ersten Blick in der Dunkelheit der Nacht zu sehen und zu erwarten war.
Einsatzort: Feuerwehrhaus. Kein Einsatz gleicht dem anderen. Immer wird man als Freiwillige/r aus dem Alltag oder dem Schlaf gerissen und man eilt ins Feuerwehrhaus, um sich einsatzbereit zu machen und fokussiert und Ruhe bewahrend, anderen zu helfen. Bereits am Weg ins Feuerwehrhaus wird klar, irgendetwas ist anders. Der zusätzliche Sirenenalarm unmittelbar nach einer stillen Alarmierung trotz sinkendem Pegelstand der Triesting, über die man gerade fährt, vor dem Bahnübergang eine Straßensperre, die zu umfahren ist. Einsatzort Feuerwehrhaus – ein Einsatzbild, das in der Alarmierung „T1 Hochwasser Feuerwehrhaus“ nicht wahrgenommen, hinterfragt oder im ersten Blick als schlechter Scherz aufgenommen wird. Ist doch der Treffpunkt für jeden Einsatz das Feuerwehrhaus. Als HelferIn allerdings am eigenen Stützpunkt und Rückzugsort unerwartet und unvorhersehbar, in der Dunkelheit, wortwörtlich von hinten, selbst zum Betroffenen zu werden – eine Situation, überwältigend und schwer zu begreifen. Nicht nur bei den eigenen Kameraden schlägt bei Realisierung der Lage die Stimmung innerhalb von Sekunden um und Anspannung macht sich breit. Dennoch bleiben alle ruhig, soweit möglich wird strukturiert und gezielt wird das Feuerwehrhaus verteidigt. Während die Kameraden innerhalb weniger Minuten nach und nach im Feuerwehrhaus eintreffen, werden bereits Sandsäcke auf der Böschung hinter dem Feuerwehrhaus ausgelegt und Tore und Türen mit ebendiesen abgedichtet, um ein Fluten des Feuerwehrhauses zu verhindern. Trotz schnellen Handelns ist innerhalb kurzer Zeit der gesamte Bereich um das Feuerwehrhaus geflutet. Nachkommende Feuerwehrleute wateten durchs teilweise bereits knietiefe Wasser und kletterten durchs Fenster, um sich einsatzbereit machen zu können. Kameraden anderer Feuerwehren kommen zur Hilfe, Sandsäcke werden bei der Triesting eingesammelt und zum Feuerwehrhaus gebracht. Zahlreiche freiwillige HelferInnen aus der Bevölkerung eilen in den Nachtstunden herbei, um Sandsäcke zu füllen. Bauern fahren mit ihren Traktoren Sandsäcke an die Einsatzstelle und helfen mit landwirtschaftlichen Maschinen das Wasser aus dem kniehohen See ums Feuerwehrhaus auf umliegende Äcker auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu pumpen. Durch den Wall, der mit Sandsäcken rund ums Feuerwehrhaus gebaut wurde, kann das Wasser zum Teil abgeleitet werden, allerdings breitet sich der Fluss hinter dem Feuerwehrhaus immer weiter aus und verläuft in weiterer Folge auch den Bahndamm entlang. Der Bahnübergang wird mit Sandsäcken gesperrt, um die Wassermassen daran zu hindern auf die Bahnstraße und somit in umliegende Häuser zu laufen. Die Zufahrt zum Feuerwehrhaus wird dadurch allerdings blockiert und ist nur über größere Umwege über Feldwege möglich. Die Lage kann aufgrund der raschen Reaktion und zahlreichen Hände verhältnismäßig schnell unter Kontrolle gebracht und größere Schäden verhindert werden, Besserung war allerdings erst um die Mittagszeit in Sicht. Durchnässt und mit wassergefluteten Stiefeln konnten die letzten Kameraden das Feuerwehrhaus gegen Mitternacht verlassen. Der Einsatz mit den verbundenen Aufräumarbeiten im und ums Feuerwehrhaus, sowie Sturmschäden im Ort, dauert einen Tag später immer noch an. Ein Gedanke kehrt beim Bild der Nachwehen der Fluten immer wieder: ohne das eine kameradschaftliche Feierabend-Getränk – bei dem wie immer Einsätze nachbesprochen, Beziehungen und die für uns Einsatzkräfte essenzielle Kameradschaft gepflegt wird, die uns, egal wie unterschiedlich wir sind, oder wie wenig man privat vielleicht gemeinsam hat, verbindet – hätte niemand bemerkt, dass sich in der Dunkelheit eine Katastrophe anbahnt, während sich alle zuhause vom ersten Hochwasser-Einsatz erholen.
Dankbarkeit für Unterstützung. Viele von uns Feuerwehrleuten waren privat schon selbst Betroffene, und wissen, wie es ist auf Hilfe angewiesen zu sein, man hat immer im Hinterkopf, dass die Feuerwehr kommt und hilft. Sich als Feuerwehr selbst helfen zu müssen, aber verzichtbare Erfahrung. Wir wissen, was wir jahrein jahraus 24/7 freiwillig, kostenlos und in unserer Freizeit und zum Teil auch freigestellt in unserer Arbeitszeit leisten. Umso mehr wissen wir es zu schätzen, welches Ausmaß an Unterstützung in den letzten Tagen von anderen Feuerwehren, von der Gemeinde und besonders aus der Bevölkerung gekommen ist. Jeder Handgriff, jeder Cent, kostenlos zur Verfügung gestelltes Material, aber auch vermeintliche Kleinigkeiten wie ein warmer selbstgemachter Muffin, eine Tasse Tee am kalten Einsatzort oder ein Dankeschön zeigt Wertschätzung für unsere Arbeit und ist in solchen Situationen unglaublich viel Wert. In diesem Sinne ein herzliches DANKE von allen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Teesdorf an alle, die für uns da waren und uns geholfen haben!